Digitalisierung oder Transformation?

Gibt es Unterschiede zwischen Digitalisierung und Digitaler Transformation? „Ist doch dasselbe, alles nur aufgebauscht“, „Alter Wein in neuen Schläuchen“, „Ist doch unwichtig, Hauptsache wir fangen endlich mal an!“ Solche und ähnliche Antworten zeigen wie unterschiedlich die Vorstellungen und Erwartungen zu den Begriffen sind. Da sprechen wir häufig munter aneinander vorbei, oder geraten schnell in hitzige Diskussionen, die teils esoterische Züge annehmen. Für die einen ist es New Work oder irgendwas mit Start-Ups, für andere sind es Blockchain und Cloud-Anwendungen und wieder andere verstehen darunter einen Wandel der Führung. Klar ist nur: Es geht immer um Veränderung.

Etwas mehr Genauigkeit in der Sprache würde nicht nur im gegenseitigen Verständnis helfen, sondern auch zu mehr Klarheit im Denken und Handeln beitragen. Und die ist bei Veränderung besonders wichtig: Ohne Klarheit bleiben Lagebild und Zielbild im Nebel. Damit wird es schwer, den Kurs zu bestimmen und zu halten.

Hier nun der Versuch einer ganz pragmatischen Unterscheidung, ohne in wissenschaftliche Diskussionen zu verfallen.

DIGITALISIERUNG

  • Fokus ist die Effizienzsteigerung für bestehendes Geschäft.
  • Digitale Technologien werden zur weiteren Optimierung bestehender Abläufe genutzt.
  • Ziel und Umfang der erforderlichen Veränderungsschritte können relativ klar umrissen werden.

DIGITALE TRANSFORMATION

  • Fokus ist die Weiterentwicklung des Unternehmens für zukünftiges Geschäft.
  • Aufbauend auf den Fortschritten bei der Digitalisierung betrifft dies alle Abläufe, Strukturen, Kompetenzen und Führung bis hin zum Kunden.
  • Nur das Ziel kann klar bestimmt werden. Der Umfang und die erforderlichen Schritte zur Weiterentwicklung werden erst in der Veränderung sichtbar.

Mit dieser Unterscheidung ist jetzt eine bessere Zuordnung von Einzelthemen möglich, und es herrscht deutlich mehr Klarheit über Erwartungshaltungen oder Zielsetzungen. Diese Klarheit hilft allen Beteiligten bei der Orientierung und Folgenabschätzung. Führungskräfte können Mitarbeiter so leichter für die Veränderung gewinnen und sie gemeinsam gestalten.

Bei der Digitalisierung liegt der Fokus auf der Effizienzsteigerung des bestehenden Geschäfts. So konnte z.B. eine durchgängig digitalisierte und somit papierlose Auftragsabwicklung den Aufwand im Aussendienst bei Mader um 30% verringern und die Faktura von Aufträgen von Wochen auf Stunden verkürzen. Ein anderes Beispiel ist die Digitalisierung der Lagerverwaltung, die deutlich schlankere und effizientere Logistikprozesse ermöglicht. Das alles hilft, Kosten, Zeit und Lagerplatz zu sparen. Und nicht nur wirtschaftlich wurde profitiert, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden stieg deutlich an. Die früher üblichen zeitraubenden Recherchen in Papierstapeln gehören bei Mader der Vergangenheit an.

Im wertschöpfenden Bereich ist die Digitalisierung oft schon deutlich weiter als im Büro. Bei Schmalz können zum Beispiel automatisierte Produktionsanlagen über digitale Schnittstellen aus dem CAD-System der Kunden heraus Bestellungen für individualisierte Sauggreifer-Schaumteile annehmen und sofort mit der Herstellung beginnen. Hier ist die Digitalisierung bis zur Kundenschnittstelle getrieben worden. Mit entsprechenden Konsequenzen für die Flexibilität nicht nur dieser einen Produktionsanlage, sondern auch für den Rest des Unternehmens. Von der Digitalisierung zur Transformation ist es dann häufig nur ein folgerichtiger Schritt.

Steigende On-Demand-Umsätze mit solchen automatisierten Produktionsanlagen fordern höhere Flexibilität im gesamten Unternehmen. Die höhere Schwankungsbreite in der Nachfrage lässt sich nur durch flexiblere Logistik, Anpassungen im Einkauf oder sogar der Arbeitszeitmodelle auffangen.

Nicht jede Tätigkeit wird automatisiert und digitalisiert werden können. Die Menschen im Unternehmen bleiben wichtig. Wenn sie die Veränderung ihrer Arbeit mitgestalten können, kommt die Transformation erfahrungsgemäß richtig in Gang. Der wichtigste Schritt dafür: Klarheit über das Ziel zu gewinnen und mit den Menschen gemeinsam den Weg zu gehen. Die richtigen Worte sind dabei Gold wert.

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